Fachkräftemangel in der Pferdewirtschaft? Studie gibt wichtigen Überblick zur Situation am Arbeitsmarkt in der deutschen Pferdewirtschaft

Schlieben. Eine Studie des HorseFuturePanels im Auftrag von EquiJob, Deutschlands führendem Jobportal der Pferdebranche, zeigt Fakten und Trends zur aktuellen Situation am Arbeitsmarkt in der deutschen Pferdewirtschaft. Erstmalig wurden parallel über 400 Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Arbeitsuchende – vom Firmenchef und Betriebsleiter über den Pferdewirt, Hufschmied oder Tierarzt bis hin zum Vertriebler – zu ihrer Einschätzung der aktuellen Arbeitsmarktsituation in der deutschen Pferdewirtschaft sowie zu ihren Erfahrungen im Rahmen der Mitarbeiterrekrutierung bzw. der Stellensuche befragt. 

Der Fachkräftemangel ist für viele Personalabteilungen deutscher Firmen kein neues Thema. Auch seitens der Politik und Interessenverbänden werden bereits seit geraumer Zeit Maßnahmen initiiert, um dem Fachkräftemangel zu begegnen – mit unterschiedlichem Erfolg. Zudem haben sich die Anforderungen und Wünsche der heranwachsenden Generationen an Beruf und Arbeitgeber verändert und stellen Personalverantwortliche zunehmend vor neue Herausforderungen.

Doch ist auch die deutsche Pferdewirtschaft von diesen Veränderungen betroffen? Oder führt die Möglichkeit, Hobby und Beruf miteinander verbinden zu können, zu einem nicht nachlassenden Quell an geeigneten Mitarbeitern für die verschiedenen Sektoren innerhalb der deutschen Pferdewirtschaft? Wie gehen Betriebsleiter und Personaler im Rahmen der Personalrekrutierung vor und welche Erfahrungen haben sie bei der Mitarbeitersuche in den vergangenen Jahren gemacht? Und umgekehrt: Welche Erfahrungen haben Arbeitnehmer und Arbeitsuchende im Rahmen ihrer Berufstätigkeit in der Pferdewirtschaft gemacht? Haben sie ihren Traumberuf gefunden? Wenn ja, wie?

Doch zunächst zu den Strukturen: Die größte Zahl der Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Pferdewirtschaft ist im Primärsektor zu finden, auch drei Viertel der Arbeitsuchenden wären gerne in diesem Sektor tätig. Während über drei Viertel der Arbeit gebenden Pferdebetriebe der Pensionspferdehaltung zuzuordnen sind, sind die Arbeitnehmer überwiegend in Pferdebetrieben mit der Ausrichtung „Ausbildung, Beritt bzw. Korrektur“ (69 Prozent) und / oder „Turniersport“ (63 Prozent) tätig. Auch unter den Arbeitsuchenden sind dies die beliebtesten Ausrichtungen (78 Prozent bzw. 64 Prozent). Am häufigsten beschäftigen die Arbeitgeber Pferdepfleger, Stall- und Hofpersonal (84 Prozent) sowie Bereiter, Trainer bzw. Ausbilder (48 Prozent). Diese Berufsfelder sind auch die am häufigsten von den Arbeitnehmern genannten. Die Arbeitsuchenden sehen ihre berufliche Zukunft als Führungskraft, als Bereiter, Trainer bzw. Ausbilder oder in dem Bereich „Produktentwicklung, Marketing und Kommunikation“. Geht es um die Ausbildung des Personals, bevorzugen Arbeitgeber (78 Prozent) deren praktische Ausbildung – insbesondere zum Pferdewirt (61 Prozent). Allerdings haben nur 38 Prozent der Arbeitnehmer und 15 Prozent der Arbeitsuchenden eine Ausbildung zum Pferdewirt absolviert bzw. absolvieren diese gerade.

Die befragten Arbeitnehmer, die über durchschnittlich zwölf Jahre Berufserfahrung verfügen, drei Arbeitgeber in ihrem Berufsleben hatten und seit fünf Jahren in ihrem aktuellen Arbeitsverhältnis beschäftigt sind, sind überwiegend mit ihrer aktuellen beruflichen Situation zufrieden und werden in den nächsten Jahren ihrem Arbeitgeber treu bleiben. 35 Prozent planen, sich innerhalb der nächsten zwei Jahre in der Pferdewirtschaft neu zu orientieren. Die Arbeitnehmer heben an ihrem Beruf als besonders positiv den Beruf als solchen, der auch die Zusammenarbeit mit Mensch und Tier beinhaltet, hervor. Als besonders negativ benennen sie schlechte Bezahlung und schlechte Arbeitszeiten.

48 Prozent der Arbeitgeber fällt es (eher) schwer, geeignete Bewerber für die zu besetzenden Stellen zu finden, wobei ihrer Erfahrung nach nicht die Zahl der Bewerbungen das Problem ist, sondern vielmehr die Qualität der Bewerber. Hier stellen sie eine abnehmende physische und psychische Belastbarkeit, abnehmendes Fachwissen sowie eine fehlende Arbeitseinstellung fest. Als positiv heben sie verbesserte „Soft skills” (z. B. verbesserte persönliche und soziale Kompetenzen) sowie ein größeres theoretisches Fachwissen der Arbeitnehmer hervor.

Bei den aktuellen Kontaktmöglichkeiten zwischen Arbeitgebern und -suchenden besteht Luft nach oben: Zwar sind knapp 43 Prozent der Arbeitgeber mit den aktuellen Möglichkeiten zufrieden, auf Seiten der Arbeitsuchenden hingegen nicht einmal ein Drittel. Eine Begründung hierfür könnte u.a. sein, dass 60 Prozent der Arbeitgeber kein Erfordernis darin sehen, im Rahmen der Personalrekrutierung ihres Betriebes bzw. Unternehmens etwas umzustellen bzw. neue Wege zu gehen.

Die Studie bestätigt, dass der Fachkräftemangel auch in der Pferdewirtschaft angekommen ist. Eine mögliche Ursache hierfür kann darin gesehen werden, dass sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer bzw. Arbeitsuchende hinsichtlich ihrer Anforderungen an ihre Berufstätigkeit voneinander entfernen. Während sich die Arbeitsuchenden beispielsweise immer stärker akademisch qualifizieren, suchen die Arbeitgeber vor allem verlässliche Mitarbeiter für die Praxis. Maßnahmen, um dem Fachkräftemangel seitens der Arbeitgeber effektiv entgegenzuwirken, bestehen darin, neben einer Anpassung der Vergütung und Arbeitszeitenregelungen, vermehrt in den Dialog mit potenziellen Arbeitnehmern einzusteigen und junge Menschen für einen Beruf in der Pferdewirtschaft zu begeistern. Zudem sollten im Rahmen der Personalrekrutierung die verschiedenen digitalen und analogen Wege genutzt werden, um mit Arbeitnehmern in Kontakt zu treten.

 

 

HorseFuturePanel

Das HorseFuturePanel hat sich seit seinem Start in 2010 zu dem führenden Marktforschungs-portal für die Reit- und Pferdesportbranche entwickelt. Insgesamt wurden bereits in über 150 Studien mehr als 150.000 Probanden befragt. Die Kernkompetenzen des Unternehmens liegen in der Entwicklung und Durchführung von Marktforschungsstudien unter Pferde- und Reitsportbegeisterten. Offizieller Forschungspartner ist der Lehrstuhl für Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte an der Georg-August-Universität Göttingen (Prof. Dr. A. Spiller).

 

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